/// Erkenntnis, Wissen und Intuition als Vater ///
Wer sich ein grobes Bild von meiner Vater-Entwicklung machen möchte, wird hier fündig. Es folgt also ein nicht ganz klassischer Lebenslauf. Denn auf meinen Erfahrungen beruht ein großer Teil meiner Expertise. Und auf meine Coach-Ausbildung, die später folgte.
/// Vor den Geburten ///
Rückblickend kann ich wirklich sagen, dass ich von Kindern einfach keine Ahnung hatte. Ich habe keine Geschwister, auf die ich hätte aufpassen können, und ich war auch nie Babysitten. Meine Familie ist eher klein und so gab es keine Berührungspunkte mit Säuglingen oder kleinen Kindern.
Beruflich standen wir noch relativ weit am Anfang. Unsere Jobs in der Werbung bedeuteten, dass wir zwar einen Vertrag über 40 h hatten. Doch tatsächlich lagen wir meistens bei 50 oder 60. Unsere Freizeit füllten wir mit Sport und mit dem, was Berlin sonst noch zu bieten hatte.
Eine erste kleine „Erweckung“ als Papa hatte ich bei einem Vortrag in dem Krankenhaus vor der 1. Geburt. Es ging um die Geburt und die Zeit als Familie im Anschluss. Ich habe zum ersten Mal ein Gefühl dafür bekommen, was auf mich zukommt. Und gleichzeitig entstand Vorfreude und Selbstbewusstsein, die neuen Herausforderungen zu meistern.
2003
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2007
/// Die Geburten ///
Es kam wie es kam. Oder besser: Sie kamen wie sie kamen. 3 Kinder in 3 Jahren.
Die Geburten fanden in unterschiedlichen Krankenhäusern statt und so unterschiedlich waren auch die Erfahrungen. Allen gemeinsam waren jedoch die unvergesslichen ersten gemeinsamen Momente.
Auch wenn die Mütter die „Hauptarbeit“ leisten, war es für mich total klar, dass ich meine Position als Helfer, Unterstützer und Sprachrohr voll annehme. Denn niemand kannte meine Frau besser als ich. Wir haben vorher sehr genau besprochen, was wir wollen und was nicht.
2008
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2011
/// Nach den Geburten ///
Kinder bedeuten immer Veränderung. Und mit der ersten Schwangerschaft begannen für mich leider auch beruflich unruhige Zeiten. Aufgrund der Wirtschaftskrise 2009/2010 verlor ich meinen Job. Das Gute daran war jedoch, dass ich die ersten 8 Monate meiner Tochter sehr bewusst zuhause miterlebt habe. Es war quasi ein sehr lange Elternzeit.
Danach wurde es sehr unruhig, weil wir Druck hatten, Geld zu verdienen. Kurz vor der 2. Geburt fand ich einen neue Anstellung, so dass ich aufgrund der Probezeit auf die Elternzeit verzichtete. Leider. Beim 3. Kind habe ich wieder Elternzeit genommen.
Dann folgten drei Jahre, die die schwierigsten für uns werden sollten. Meine Frau war mit den drei Kleinen alleine zuhause und ich war wieder voll im Job. Und weiterhin mit mehr als 40 h/Woche.
Häufig waren wir am Limit und ich habe mich nicht in der Lage gefühlt eine Balance zwischen Beruf und Familie zu finden. Viel zu häufig hat mich der Druck im Job davon abgehalten Zeit für meine Familie zu nehmen und meine Frau zu unterstützen.
Mit viel Liebe und offener Kommunikation wurde es jedoch stetig besser. Nach dem Stillen konnte ich die Kids dann endlich alleine betreuen, um meiner Frau Zeit zum Erholen zu ermöglichen.
2009
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2015
/// Kindergarten ///
Unsere Erfahrungen mit Kindergärten sind sehr unterschiedlich. Aufgrund unserer schwierigen Situation in Berlin gaben wir die Tochter schon mit 1 in den Kindergarten. Nachher ist man immer schlauer, denn es war keine gute Idee. Es war noch viel zu früh. Wir waren damals nicht in der Lage, unsere Situation mit Abstand zu analysieren. Der finanzielle und berufliche Druck war zu groß.
In den folgenden Monaten und Jahren waren auch wir in der Situation, dass wir Plätze in Kindergärten gesucht haben und Plätze ab 2 Jahre angenommen haben, da Plätze ab 3 nicht sicher waren. Und wir haben auch die maximale Stundenzahl gebucht, obwohl wir die Kinder früher abgeholt haben. Was für ein absurdes System.
Als alle Kids dann im Wunschkindergarten untergekommen waren, wurde es ruhiger. Endlich.
Unsere Erkenntnis: In schwierigen Situationen unbedingt Abstand gewinnen und in sich hineinhören. Was sagt die Intuition? Gibt es nicht noch weitere Lösungen? Wer kann helfen? Was ist denn wirklich für das Kind das Beste?
2010
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2017
/// Schule ///
Mit diesen Erfahrungen sind wir sehr viel bewusster an das Schulthema herangegangen. Und so lief auch alles viel ruhiger und so, wie wir es uns gewünscht haben.
Bis zur Corona-Krise. Wie in Berlin habe ich kurz vorher den Job gewechselt und verlor ihn wieder in der Probezeit. Und dann kam Homeschooling. In den ersten Wochen gab es unglaublich viel Reibung. Bis wir Eltern immer mehr losgelassen haben und den Kindern die Entscheidung überlassen haben, was sie wann und wie erledigen.
Und dann funktionierte es fast reibungslos. Es war unglaublich zu erleben, was die Kinder ohne unseren Druck schaffen.
Und so haben wir es seitdem belassen bzw. noch weiter ausgebaut: Wir haben nicht nur den Druck herausgenommen sondern betrachten die Schule mit spielerischer Leichtigkeit. Klingt komisch? Funktioniert bestens!
2015
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heute
/// Medien ///
Meine Frau und ich gehören noch zu der Generation, die ohne Internet und Smartphone aufgewachsen sind. Erst nach der Schule durften wir die Entwicklung begleiten. Wir kennen also beide Welten: ohne und mit.
Die Anziehungskraft der Bildschirme auf Erwachsene ist schon groß. Auf Kinder ist sie gewaltig. Im Vergleich zu allen anderen Fragen der Entwicklung und Erziehung ist der Umgang mit den Medien in meinen Augen die größte Herausforderung. Im speziellen sind hier Smartphones und Social Media gemeint.
Wir haben uns mit diesem Thema frühzeitig und intensiv auseinandergesetzt. Und grundsätzlich gibt es keine Studie, die einen positiven Zusammenhang zwischen der Entwicklung von Kindern und den Umgang mit Medien darstellt. Aus diesem Grund sind unsere Grundregel:
_ Smartphone ab 14
_ Social Media ab 16
Die Umsetzung kostet uns Kraft und ich verbringe viel Zeit mit den Bildschirmzeit-Einstellungen meiner Kinder. Ich glaube fest daran, dass es sich lohnt.
Wie in allen anderen Bereichen gilt auch hier: Wir sind die Vorbilder! Je weniger die Kinder uns mit Smartphone sehen, umso besser.
2015
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heute
/// Fazit ///
In vielen Bereichen habe ich gelernt, die Kinder loszulassen. Zuzuhören und zu beobachten. Ihre Autonomie zu fördern. Ich glaube, dass Kinder viel mehr können als wir ihnen zutrauen.
Dabei ist uns in der Familie eine offene Kommunikation enorm wichtig. In viele Themen beziehen wir die Kinder mit ein. Wenn es um Schule geht oder Besuche oder Medienzeit. Bei uns basiert fast alles auf Freiwilligkeit. Das Wort „müssen“ vermeiden wir, wann immer es geht.
Wir haben uns immer weiter vom „Erziehen“ entfernt und fokussieren uns mehr und mehr auf das Begleiten und Unterstützen. Unser wichtigster Leitsatz lautet:
„Kindererziehung bringt nichts – sie machen sowieso alles nach.“
2008
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heute